Manche mögen es komfortabel, pragmatisch und völlig ohne Schnickschnack, geht es zum Festival, um möglichst frei und ungezwungen zu sein. Andere bevorzugen wiederum modische Looks, die Optik zählt, und Sehen und Gesehen-Werden daher insbesondere. So oder so ist Festival-Saison, unabhängig davon, dass es im Mai wie aus Eimern schüttet und ein Tief das nächste jagt. Doch das wird garantiert bald Geschichte sein und im Juni erwarten uns schönes Wetter und haufenweise Festival-Spaß.
Festival-Fashion ist das Ding in der Modewelt und nicht ausschließlich die großen Fast-Fashion-Ketten haben das Potenzial längst erkannt und den Markt erschlossen. Es ist in den letzten Jahren ein regelrechter Hype darum entstanden, woraufhin diese Art Mode mittlerweile dazugehört wie das Amen zum Gebet. Alle möglichen Labels launchen heutzutage regelmäßig ihre Festival-Kollektionen und verständlicherweise resultiert das in Trends.
Der folgende Artikel begibt sich auf die Suche nach den Festival-Trends 2023 und klärt darüber auf, was diese Saison gefragt ist. Trends beeinflussen uns alle gleichermaßen. Denn stapfst du motiviert in die nächste H&M-Filiale um die Ecke, erwartet dich dort nichts anderes als Saisonmode, sprich Trends in Hülle und Fülle. Viele Menschen sind trendbewusst, ohne wirklich davon zu wissen, und jeder, der ab und an Klamotten und Accessoires wo auch immer kauft, ist betroffen und bestimmt die Trends maßgeblich mit.
Festival ist nicht gleich gleich Festival. Rock-Musik beim Wacken Open Air lässt sich kaum vergleichen mit Instagram, Fame und Flexing beim Coachella Valley Music and Arts Festival. Kurz Coachella, wo die Musik schnell zur Nebensache wird und Anderes im Fokus steht. Das Summerjam Festival ist nicht das splash! Festival, obwohl es bei Reggae- und Hip-Hop-Events ähnlich zugeht, und so entscheidet die Art der Festivität in der Regel über Equipment und Looks.
Denn während das Pikachu-Kostüm oder der Borat-Schwimmanzug auf Rock-Festivals gut kommen, empfehlt es sich bloß bedingt, derartige Klamotten auf einem Klassik-Festival zu tragen. Das Publikum, die Musik und die Umgebung bestimmen, wie die Vibes sind, wie die Leute aussehen und wie sie sich gegebenenfalls benehmen. Willst du mitschwimmen im Strom, darfst du dich nach Belieben anpassen. Schwimmst du aber vorzugsweise dagegen an, steht es dir frei, dein eigenes Ding durchzuziehen, weil Festivals gleichzusetzen sind mit Freiheit, Fun und Ungezwungenheit. Egal welches am Ende.
Vor ein paar Jahren war ich mit meiner Freundin Julie auf dem Summerjam Festival in Köln. Reggae vom Feinsten und da wir nun mal Modeopfer sind, haben wir ordentlich Gas gegeben. Ich kann mich an eines meiner Outfits erinnern. Schwarzes Crop-Top, endlos langer, schwarzer Maxirock und dazu circa 30 goldene, indische Armreifen in unterschiedlichen Größen und Ausführungen. Ein hoher, voluminöser Dutt, dramatisches Make-up, ein Bindi und ich fühlte mich funky und frei. Nebenan im Zelt waren ein paar Trolle und als ein Girl mich sah, flüsterte sie leise zu ihrem Freund: "Uhhhh, Germany's Next Topmodel".
Supergemein und absolut abgefuckt auf einem Reggae-Festival, wo es eigentlich um Liebe und Freude geht und gegen Unterdrückung und Vorverurteilung. Nächsten Tag packte ich demnach ein noch viel wilderes Outfit aus, um es dieser Alten gehörig zu zeigen. Viele Menschen verurteilen Festivals wie das Coachella und das, was daraus geworden ist. Jedoch liebst du Mode und fühlst dich wohl, hast du das gleiche Recht wie alle, dich auszudrücken, und das gänzlich losgelöst von deplatzierter Missgunst auf dem Festival deiner Wahl. Fühl dich frei, zieh an, auf was du Bock hast, denn es ist einzig und allein deine Zeit, die komplett dir gehört! Wenn "Metal-Heads" ihr Rock-Fest kriegen und Schlager-Fans ihre Mucke, warum sollte es dann keine Plattform geben für jene Menschen, die Mode zugewandt sind? Für mich haben Festivals wie Coachella deswegen ihre Berechtigung.
Und da Mode nicht alles ist und du auf konventionellen Festivals übertrieben viel Zeug brauchst, um zu überleben, kannst du sämtliche Artikel auf unserer Plattform nachlesen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Denn längst haben wir ein paar Beiträge für dich, die das Essentielle perfekt abzudecken verstehen, und zusätzlich kriegst du die Mode-, Accessoire-, und Schuhtrends 2023, damit du direkt sehen kannst, was davon sich mit den Festival-Trends 2023 überlappt.
Hier noch eine Aufzählung aller Festival-Trends, die uns im Jahr 2023 begrüßen, woraufhin du im Bilde darüber bist, was trendet und was wir eher nicht mehr sehen wollen in dieser Saison. Da Trends allerdings Empfehlungen sind und du sie niemals allzu ernst nehmen darfst, solltest du dich nicht von deinem eigenen Weg abbringen lassen. Trends müssen unterstützen und inspirieren, doch keinesfalls diktieren und vereinnahmen.
🔷 Festival-Trends 2023
🔸 COASTAL-WESTERN
🔸 Y2K
🔸 TRANSPARENZ, HÄKEL UND MESH
🔸 DENIM
🔸 70ER
🔸 STARS AUF DEM COACHELLA 2023
🔸 SONSTIGE FESTIVAL-TRENDS
✔ Rosalìa
✔ Rosettes
✔ Willow
✔ Schmetterlinge
✔ BLACKPINK
✔ Faltenröcke
✔ Flo Milli
✔ Cut-Outs
✔ Kali Uchis
✔ Applikationen
✔ Becky G
✔ XXL-Fransen und Federn
✔ Charli XCX
✔ Hoher Schlitz
✔ Cargo- und Parachute-Pants
✔ Barbiecore
✔ Batik
✔ Spitze
Bei unseren Trendvorhersagen halten wir uns an Plattformen wie InStyle, Glamour, Harper's Bazaar, Vogue und dergleichen und eruieren einen Konsens daraus. Wir berücksichtigen, was bereits jetzt durch die Decke geht, wobei unser Blick Richtung Zukunft wandert und wir brennend daran interessiert sind, was unmittelbar bevorsteht. Die meisten Festival-Trends nehmen ja gerade erst Fahrt auf.
Das berühmt-berüchtigte Coachella Festival ist Trendvorreiter und im Grunde siehst du dort, und das Mitte April, was in den nächsten Monaten in Hinblick auf Festival-Mode gefragt ist. Mittlerweile ist die Festivität zu einer Art Laufsteg im Freien avanciert, die als perfekte Kulisse für Instagram-Posts fungiert und die sich einmal mehr zum Medienspektakel gewandelt hat.
Ob wir das gut finden oder nicht, sei dahingestellt, doch Fakt ist, dass die Trends mitunter auf diesem Festival geboren werden und es "modemäßig" zur Sache geht. Magst du Festival-Fashion, empfiehlt es sich in der Tat, im April die Augen auf das Coachella zu richten und abzuchecken, was die BesucherInnen vor Ort tragen. Weil das gibt vorab Aufschluss darüber, was wir in den nächsten Monaten in den Geschäften erwarten dürfen.
Persönlich kenne ich Coastal-Style, sowohl als Einrichtungsstil als auch als Moderichtung. Diane Keaton und Jack Nicholson in "Was das Herz begehrt" lassen grüßen, jedoch "Coastal-Western" oder auch "Coastal-Cowgirl/ Cowboy" sind mir neu. Man kommt schnell dahinter, was es damit auf sich hat, und zwar handelt es sich dabei um einen Mix aus "coastal", womit ein heller, minimalistischer, zarter, maritimer Stil gemeint ist, und "Western" beziehungsweise "Cowgirl/ Cowboy", was selbsterklärend ist.
Coastal-Style definiert sich durch maritime Elemente und bedient sich reichlich an der Natur. Der Begriff ist in etwa gleichzusetzen mit "beachy", wobei definitiv nicht "Eis am Stil" gemeint ist oder der bunte und verrückte Beach-Trend, der dieses Jahr die Modeherzen im Sturm erobert, wie der Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 aufzeigt, sondern es ist mondänes, leichtfüßiges und elegantes beachy, von dem wir sprechen. Du verstehst? Softe, sanfte Farben wie Erdtöne haben Priorität, gleichfalls wie natürliche Materialien wie Leinen, Baumwolle und so weiter. Hinzu kommen ozeanische Elemente wie Streifen à la Jean Paul Gaultier, Anker, Fische und Seesterne und fertig ist der gelungene Coastal-Look.
Dass uns diese Saison langweilige Coastal-Looks jedoch nicht reichen, ist klar wie Kloßbrühe. Wir müssen sie mit Western-Elementen erweitern, um dem Trend zu entsprechen. Charakteristisch für einen gelungenen Cowgirl/ Cowboy-Look sind Leder, Flanell, Denim und die typischen Boots und Hüte dürfen nicht fehlen. Und wer nun meint, dass Western- und Coastal-Fashion ein regelrechter Clash ist und beides nie im Leben zusammengeht, sollte genau hinsehen, und wird über die Harmonie der Stile verblüfft sein. Denn auf den Festivals und in den sozialen Medien wird Coastal-Western diese Saison romantisch inszeniert und beides hat durchaus verspielte Elemente an sich, die im Zuge des Trends herausgearbeitet werden müssen.
Allem voran Western muss nicht zwangsläufig hart und rau sein und Coastal-Style ist es ohnehin nicht. Du nimmst die zarten Elemente des Western-Stils und kombinierst sie mit Coastal-Pieces. Das können zum einen maritime Muster sein, aber ebenso bezeichnende Materialien und Farben kommen in Frage. Maxikleid aus Leinen, das normalerweise eher mit Strand assoziiert wird, und das in Kombination mit Cowboy-Boots- und Hut sind exakt, was es umzusetzen gilt, und die Looks sind insgesamt relativ einfach nachzuahmen. Dass es nicht allzu hart kommt und du aussiehst, als wärst du zum Rodeo unterwegs ist das Einzige, was du beachten solltest.
Coastal-Western ist wie gemacht für Festivals. Coastal-Fashion ist komfortabel, angenehm zu tragen und weit und luftig, während sich Western-Fashion auszeichnet durch Robustheit und Teile wie Boots, Shirts und Jeans einiges aushalten. Auf den meisten Festivals kann es im Handumdrehen dreckig werden, rennen die Leute herum wie von der Tarantel gestochen und regnet es obendrein. Pragmatismus bei der Auswahl der Kleidung ist dementsprechend unabdingbar und muss berücksichtigt werden. Wenngleich das nicht auf Kosten der Looks geschehen muss und Bequemlichkeit Coolness bestimmt nicht ausschließt.
Western ist ein Klassiker mittlerweile auf Festivals und Coastal-Looks gesellen sich dazu. Im Klartext heißt das, dass du mit beidem stets auf der sicheren Seite bist und nichts davon schnell wieder von der "Festival-Bildfläche" verschwinden wird. Dieses Jahr ist bloß auffällig, dass die Stile gemixt werden und ein neuer daraus entsteht.
Y2K ist nicht totzukriegen und diese Saison vermehrt auf den Schauen vertreten, nachzulesen im Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023. In den sozialen Medien und auf den Straßen sowieso, weshalb Y2K nunmehr ein Spirit ist, sprich eine Lebenseinstellung und offensichtlich gekommen, um zu bleiben. Die 2000er Jahre dürfen aufgrund dessen auf keinem Festival fehlen und sind grandios, steht dir der Sinn nach aufregenden und lauten oder gemütlichen und komfortablen Looks.
Denn Y2K endet nicht bei einer schrillen Paris Hilton im Minikleid und mit Strass-Tiara rund um die Jahrtausendwende und weit geschnittene Baggy-Jeans und Sneakers sind mitunter charakteristisch. Subkulturen wie Skate-Culture, Hip-Hop, Goth, Punk und Alternative zählen unbestreitbar dazu und sind genauso Y2K wie Boy- und Girlbands oder Tamagotchis.
Es ist alles erlaubt, was gefällt, und das reicht vom üblen Spice Girls-Plateauschuh über Nicki-Jogginganzug mit Schriftzug "juicy" am Hintern bis hin zu Strass-Schmuck, aufklebbaren Tattoos und ähnlich furchtbarem Kitsch. Baggy's und Low-Waist, Crop-Top, Eastpak, Haargel und eigenartige Frisuren sorgen für ausgelassene Laue und längst haben sich unsere Augen an diese Mode-Flashbacks gewöhnt, sieht man Y2K ja gerade überall aufleben. Nicht nur in der Mode.
Was sich dieses Jahr bereits auf dem Coachella Festival abzeichnet, ist ein Hang zu Denim all-over. Miniröcke stehen im Fokus, gerne etwas slutty, und des Weiteren extrem, hier und da blitzt frech ein G-String hervor. Fehlt bloß noch das passende Arschgeweih, was? Ed Hardy und Furby wurden "zum Glück" noch nicht gesehen und wie man feststellen darf, ist alles vertreten, was die 2000er Jahre schrecklich und liebenswert zugleich macht.
Auf unserer Plattform habe ich bereits zigfach über Y2K berichtet, weswegen du an dieser Stelle obendrein ein paar Links kriegst, die zum Thema Y2K-Fashion passen.
Haptik spielt eine zentrale Rolle im Jahr 2022/ 2023 und ist kaum wegzudenken. Die Runways sind seit Ewigkeiten voll damit und so auch diese Saison, wie der Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 beweist. Transparenz, Häkel und Mesh fallen zwar nicht unbedingt in diese Rubrik, anders als Fake-Fur etwa, das im Herbst und im Winter en vogue gewesen ist, oder Statement-Sohlen und 3D-Applikationen, die man nun vermehrt auf den Laufstegen vernimmt, doch sie gehören definitiv zur Kategorie der außergewöhnlichen Stoffe und Texturen.
Bei Haptik geht es um Tastsinn und aufregende Strukturen und begutachtet man die zeitgemäßen Transparenz-, Häkel- und Mesh-Kreationen, die es bereits allgegenwärtig zu kaufen gibt, werden diese häufig mit anderen Materialien und Elementen verschmolzen. Fishnet-Tops- und Kleider, die mit Strass-Steinen verziert sind, gehen weg wie warme Semmeln und sind diese Saison der Hammer auf Festivals. Alles, was zart ist, was bei Transparenz, Häkel und Mesh in der Regel der Fall ist, kann überdies prima mit robusteren und massiveren Trends kombiniert werden, sei es dem Western-Trend, der weiter oben im Text an der Reihe ist, oder im Mix mit Biker-Mode, die gleichermaßen im Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 erwähnt wird. Zart und hart geht gut gemeinsam, besonders auf Festivals.
Coachella gibt einen Vorgeschmack darauf, wie Transparenz, Häkel und Mesh zurzeit auf Festivals interpretiert werden und es überlappt sich teilweise mit dem, was Luxushäuser wie Dior diese Saison auf den Schauen anstellen. Gothic ist Trend und viele Festival-Looks für 2023, die man jetzt sieht, spiegeln das wieder, wenn auch in stark abgeschwächter Version. Ein schwarzes Häkelmaxikleid dient als konkretes Beispiel und allgemein gehen Häkel-Looks gegenwärtig entweder in eine düstere, dunkle Richtung oder sie bewegen sich Richtung Weiß, Sommer und Licht. So oder so, Hauptsache gehäkelt und gerne durchsichtig, woraufhin Unterwäsche oder Bikini markant hervorblitzen darf. Häkel bedeutet außerdem Hippie-Style und es ist ein toller Partner für sämtliche Folklore-Looks, die auf Festivals längst als Klassiker gelten.
Transparenz und Mesh werden genauso wie Häkel diese Saison entweder goth inszeniert, oder hell und freundlich, der Jahreszeit entsprechend. Auffällig häufig mit Western-Elementen kombiniert, wie man vermehrt in den sozialen Medien feststellen darf, müssen Festival-Looks stets auch bequem sein. Das gewährleisten transparente Stoffe, Mesh und Häkel üblicherweise, ein relativ hoher Tragekomfort geht damit einher, und alles wird dieses Jahr locker, luftig und ungezwungen gestylt. Bewegungsfreiheit zählt, unabhängig von der Textur des Materials.
Insbesondere Denim all-over ist diese Saison der Trend der Stunde, wie der Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 aufzeigt. Double-Denim impliziert, dass du mehrere Jeans-Teile in deinem Look verbaust, während Denim all-over bedeutet, dass du von Kopf bis Fuß in das Material gehüllt bist. Jeans-Stoff ist ohnehin ein zeitloser Klassiker auf Festivals und eine sichere Bank, nicht zuletzt weil das Material robust und widerstandsfähig ist und einiges mitmacht. Jeans-Shorts? Nichts praktischer als das, bist du auf Festivals unterwegs, und dieses Jahr darfst du getrost einen drauflegen und deine Outfits mit beliebig vielen Denim-Elementen erweitern.
Denim lässt sich mit allem kombinieren, ebenso mit den hier genannten Festival-Trends. Wie der Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 aufklärt und wie in diesem Text bereits erwähnt, ist der Beach-Trend auf dem aufsteigenden Ast. Anders jedoch als der Costal-Western-Trend geht es dabei keinesfalls um Zurückhaltung, sanfte Farben und subtile, maritime Vibes. Im Gegenteil. Beach bedeutet diese Saison Lebensfreude, quietschbunte Elemente, Kitsch, und das gerne gepaart mit Denim, wie Labels wie Bluemarine und die "Jeans-Arielle" suggerieren. Moschino am Strand lautet das Motto für 2023.
Der Beach-Vibe wird an dieser Stelle zwar nicht als ausgewiesener Festival-Trend klassiert, doch was macht das schon? Wer Lust auf Beachwear hat, soll sich nicht stoppen lassen. Strand und Festival gehen gemeinsam, und dass vieles davon diese Saison verrückt ist und Jeans sein darf, spielt dem Denim-Festival-Trend total in die Hände.
"Die wilden Siebziger" feiert nicht nur gerade ein Comeback auf Netflix, sondern gleichermaßen auf Festivals macht die Dekade die Runde. Wie bereits gesagt im Text geht Hippie sowieso immer und gehobener Ibiza-Hippie-Style ist wie gemacht für jene Festivals, die sich unter anderem um Fashion drehen. Damit kannst du nichts falsch machen und niemand wird je mit dem Finger auf dich zeigen und dich als unmodisch titulieren. Dieses Jahr gehen wir allerdings weiter, über die klassischen Hippie-Looks hinaus, und die 70er werden facettenreich interpretiert und beinahe ausgezehrt. Bemerkenswert oft gesichtet diese Saison auf Festivals wie Coachella, reichen die Looks von Woodstock und Ibiza über "Daisy Jones & the Six" bis hin zu "Die Schlange".
Im Klartext heißt das, dass alles, was in den 70ern en vogue war, dieses Jahr einen Einsatz findet. Ob Hippie und Folklore, Rock-Attitüde, Disco-Glam, Twiggy im London der 60er oder was auch immer dieses Jahrzehnt charakterisiert. Paisely-, Animal und Psychedelic-Prints, Flower-Power, Karo und Tweet warten auf uns, gleichsam wie Denim, Samt, Häkelstoffe und Leder, wobei Leder dieses Jahr auf Festivals bei manchen Modeplattformen im Netz zum No-Go avanciert und als out gilt.
Wir behaupten das Gegenteil und sogar falls heiße Temperaturen in Kombination mit Stoffen wie Leder, Samt und Co, dir das Leben erschweren können, sprechen so manche Outfits auf Festivals wie Coachella eine eindeutige Sprache. Denn mal abgesehen vom Einsatz des Leders im Zuge des Western-Trends, sind Cropped-Jackets vermehrt vertreten, entweder aus Leder oder aus Denim gefertigt. Und abschließend noch eine kleine Notiz am Rande, und zwar kommt das beste Leder heutzutage ohne Tiere aus oder ist vintage.
Die amerikanische InStyle und die deutsche Glamour widersprechen sich stark im Netz. InStyle behauptet, dass 70er Jahre absolut Trend sind, während Glamour das Gegenteil von sich gibt, Y2K auf der Homepage in den Himmel lobt und kein gutes Haar an den 70ern lässt. Persönlich bin ich als Modetexterin äußerst vorsichtig mit In- und Out-Listen, da derartige Widersprüche keine Seltenheit sind und man sich letztendlich nicht selten selbst widerspricht. Richten sich unsere Augen Richtung Coachella, sind haufenweise 70er-Looks dabei und die Styles sind in allen möglichen Variationen vertreten. Deshalb ist es unserer Meinung nach sehr wohl Trend und Glamour hat das Nachsehen in diesem Fall.
In- und Out-Listen dürfen demnach ignoriert oder mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, und bloß weil jemand sagt, dass wir 70er Jahre nicht mehr sehen wollen, wird es lange nicht zu einer allgemein gültigen Regel. Trends zu deuten und zu beschreiben ist eine delikate Angelegenheit, weshalb ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, zu sehen, was auf den Laufstegen abgeht und in den sozialen Medien, woraufhin ich mir selbst ein Bild machen kann. Du solltest es mir gleichtun.
Glamour begründet es mit einem kurzen Aufleben des Trends durch die Serie "Daisy Jones & the Six", die auf Disney+ verfügbar ist, und sieht im Anschluss ein klares Abflachen und Verpuffen ins Nichts. Sicher, 70er mögen dieses Jahr kein so großes Revival erleben wie die 2000er Jahre, sind verlässlich und altbekannt, doch sie als out zu deklassieren, finde ich heftig und zu weit aus dem Fenster gelehnt. Besonders jedoch aufgrund der Tatsache, dass die Styles nach wie vor auf den gegenwärtigen Festivals üppig vertreten sind, mitunter auf dem Coachella. Wer 70er Jahre mag, darf also 70er-Mode auf Festivals tragen, und sich zurecht fashionable und trendy fühlen.
Logischerweise sind die vorangegangenen Trends nicht alles, was auf Festivals wie Coachella heuer gesichtet wird. Daher folgt nun die Auflistung einiger Trends, die hier und da vermehrt im Jahr 2023 auf diversen Festivals vertreten sind und die sich bereits jetzt als Trend für den Rest der Saison abzeichnen.
🔸 ROSETTES
Ein Floral-Trend, den wir von den Spring-Laufstegen 2023 kennen, wie du im Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 nachschlagen darfst, und der sich über 3D-Blumenapplikationen definiert. Ein haptischer Trend und sprechen wir von Festivals sind es allem voran sogenannte Rosettes, die ins Auge stechen. Also rosenförmige, haptische Elemente.
🔸 SCHMETTERLINGE
Was strahlt mehr Frühling und Sommer aus als bunte Schmetterlinge? Wie du sie stylst, ist gänzlich dir überlassen, obgleich bemerkenswert viele Y2K-Looks die Runde machen. Butterfly-Print ist mitunter ein Trend der 2000er und es darf dieses Jahr dementsprechend kitschig werden.
🔸 FALTENRÖCKE
Faltenröcke kennen wir gleichermaßen aus den 2000er Jahren, denk mal an Britney in "Baby One More Time". Nichtsdestotrotz gibt es viele Wege, um diese Skirts zu stylen, die über Schulmädchen hinausgehen.
🔸 CUT-OUTS
Cut-Outs, Schnürungen und so weiter waren schon letzten Herbst/ Winter eine große Nummer, wie im Artikel 👉 Modetrends Winter 2022/ 2023 ersichtlich ist. Somit ein Trend, der von den Runways auf das Festival übertragen wird. Transparenz, egal in welcher Form zieht sich diese Saison wie ein roter Faden durch die gesamte Modewelt und um nackte Haut kommt niemand herum.
🔸 APPLIKATIONEN
Das Fishnet-Top, das diese Saison gerne mit Strass verziert sein darf, hat in der Rubrik "Transparenz, Häkel und Mesh" weiter oben im Text eine Erwähnung gefunden. Generell sieht man dieses Jahr allerdings nicht bloß Strass, sondern auch Perlen und diverse Schmuckelemente, die in die Kleidung eingearbeitet sind. Insbesondere aber Fishnet-Tops mit Strass und Perlen-Tops sind die Objekte der Begierde.
🔸 XXL-FRANSEN UND FEDERN
Erneut ein haptischer Trend an dieser Stelle und XXL-Fransen finden im Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 eine Erwähnung. Sie sind en vogue diese Saison. Federn kommen auf dem Festival dazu, die gerne fake sein dürfen beziehungsweise müssen, und damit werden einige Looks ziemlich spektakulär.
🔸 HOHER SCHLITZ
Hochgeschlitzte Kleider und Röcke sind verführerisch und sexy und der lange Schlitz kommt immer wieder mal in Mode. Auf Festivals ist er diese Saison jedenfalls gefragt und Maxikleider- oder Röcke mit endlos langem Schlitz gewährleisten obendrein tolle Bewegungsfreiheit.
🔸 CARGO- UND PARACHUTE-PANTS
Cargo-Pants sind gleichzusetzen mit Y2K und speziell ein Trend der Laufstege, wie du im Artikel lesen ... kannst. Dieses Jahr mit im Gepäck, geht es auf zum Festival und je größer und je zahlreicher die Taschen, desto besser.
Parachute-Pants sind Hosen mit weitem Bein, die mit einem Band am Beinende enger gemacht werden. Cargo oder Parachute, manchmal verschwimmen die Grenzen, wobei es die charakteristischen Taschen sind, die eine Cargo-Hose zur Cargo-Hose machen. Parachute kommt auch ohne Taschen aus, wird am Beinende verengt und überdies erfolgt selbiges manchmal gleichermaßen am Hosenbund, vorzugsweise mit Gummiband, damit die Hose schön locker und bequem sitzt.
🔸 BARBIECORE
"Barbiecore"? Trends und neue Wortkreationen entstehen und verblassen, wie du im Artikel 👉 Modetrends Frühling 2023 anhand des Normcore-Trends feststellen kannst. Coastal-Western von weiter oben im Text ist etwas ähnlich Abenteuerliches und Neues und Barbiecore bezeichnet verständlicherweise Barbie-Looks.
Berücksichtigt man den bald kommenden Film mit Margot Robby als Barbie, ist es ein zeitgemäßer Trend, der vorsieht, dass du in Pink all-over unterwegs bist und so nahe wie möglich an das Vorbild herankommst.
🔸 BATIK
Was hat mehr weltenbummlerischen Esprit als Batik? Ein Klassiker schlechthin auf allen Festivals mittlerweile, aber auch irgendwie Y2K, irgendwie 70er und daher seit Jahren ein steter Begleiter, der Lebensfreude und Freigeist suggeriert.
🔸 SPITZE
Spitze ist eigentlich Teil des Transparenz-Häkel-Mesh-Trends, der weiter oben im Text gesondert erklärt wird, und doch zählt Spitze als kein eigenständiger Trend, weil auch sie ein all-time-favorite ist. Ein zartes Crop-Top mit Spitze ist nie aus der Mode. Ebenso wie Spitzensaum, und exakt das erwartet dich diese Saison auf den Festivals und kristallisiert sich als Trend heraus.
Lingerie- und Naked-Looks sind folgendermaßen gefragt und was funktioniert einwandfrei mit Spitze? Robuste Materialien als Kontrast, versteht sich, und der Western-Trend bietet sich geradewegs an.
Auf den Bühnen des Coachella Festivals geht es gehörig zur Sache und eingekauft werden mittlerweile die größten Weltstars schlechthin. Man erinnere an Beyoncè im Jahr 2018, unvergesslich, an den mittlerweile verstorbenen Prince, aber gleichsam Daft Punk, M.I.A., Kanye West, Billie Eilish, The Weekend, Eminem, Jay-Z, Ariana Grande, Muse und viele, viele mehr sind definitiv eine Erwähnung wert und schreiben Festival-Geschichte.
Und auch im Jahr 2023 sind Acts vertreten, die die Musik keineswegs zur Nebensache machen und die einmal mehr aufzeigen, dass diese selbst auf dem Coachella absolut im Fokus steht. Bad Bunny, Gorillaz, Burna Boy, Becky G, Rosalìa, Charli XCX, Labrinth, Flo Milli, BLACKPINK, Frank Ocean, Björk, Kali Uchis, Calvin Harris und weitere Artists durfte man im April auf dem Coachella bestaunen, wobei du die besten Bühnen-Outfits nun an dieser Stelle findest. Allgemeiner Konsens ist unbestreitbar Y2K.
🔸 ROSALÍA
Dass Latin-Music gehörig auf dem Vormarsch ist, ist längst kein Geheimnis mehr, und das mit VertreterInnen wie Rosalìa, Bad Bunny, Anitta, Rauw Alejandro, Guaynaa, Mariah Angelique, Becky G, Karol G, Natti Natasha, Farina, Pabllo Vittar und Maluma, die für spanischsprachige Urban-Music stehen, die modern sind als KünstlerInnen und die Reggaeton und ähnliche Musikrichtungen extrem pushen und dem Mainstream zugänglich machen. Der Artikel 👉 Meine liebsten Fashion-Musikvideos Sommer 2022 befasst sich mit der Thematik und zeigt auf, dass mit Latin-Music fix noch stärker in den nächsten Jahren zur rechnen ist.
Auf dem Coachella wird spürbar, dass Rosalìa einen eigenen Style hat. Casual und mädchenhaft, jedoch immer häufiger sexy, sinnlich und rattenscharf, man denke an Rihanna's "SAVAGE X FENTY"-Show, verfügbar auf Amazon Prime, und damit schafft sie den Spagat zwischen Mädchen von Nebenan und Superstar mühelos. Ungekünstelt, glaubhaft, real und dermaßen begnadet, dass einem die Spucke wegbleibt.
Auf dem Coachella taucht sie auf mit hautenger Lederhose, wenig Schmuck, Flechtfrisur und einer leicht transparenten Bluse mit haufenweise Bändern in zartem Rosè, was insgesamt einen futuristischen Look zu geben versteht. Die spacige Sonnenbrille, die sie trägt, hat den gleichen Effekt, und somit ist der Style individuell, frech, einfach, verspielt, futuristisch, cool und etwas Y2K zugleich. Typisch Rosalìa.
🔸 WILLOW
Ich finde Willow und ihr Verständnis für Mode klasse. Zwar ist ihre Musik nicht mein Ding, von einigen Ausnahmen abgesehen, doch ihr Fashion-Sense ist unverwechselbar und einzigartig. Sie gehört zur Riege der neuen, unkonventionellen und etwas alternativen, weiblichen Stars wie Miley Cyrus oder Paris Jackson, die nicht daran denken, sich zu verstellen, bloß weil sie bekannt sind.
Willow taucht auf am Coachella im unkomplizierten all-over Jeans-Look. Ein Overall mit mehreren Gürteln, Riemen und offensichtlich abgetrennten Hosenbeinen, die auf dem Festival ohnehin überbewertet sind, und mit diesem Outfit trifft sie den "Modezeitgeist" perfekt und setzt den Festival-Denim-Trend auf ihre persönliche Art und Weise in Szene. Und zwar so, wie es sich für einen wilden Rock-Star gehört.
🔸 BLACKPINK
Die K-Pop-Band BLACKPINK ist seit Jahren in aller Munde und hat die Welt im Sturm erobert. Die Girls machen ihrem Band-Namen alle Ehre und präsentieren sich von Kopf bis Fuß in "Blackpink"-Fashion gehüllt. Sieht man genauer hin, entdeckt man Parallelen zu Rosalìa's Look und sie könnte tatsächlich die Sechste im Bunde sein. Die verlorene Schwester sozusagen, die vom Outfit her exakt ins Bild passt.
Ein Hauch von Dolce & Gabbana ist deutlich zu vernehmen, betreten BLACKPINK die Bühne und wieder sind es leichte, transparente, flatterhafte Stoffe gemixt mit Leder, die ins Auge stechen. Y2K-Korsagen dürfen nicht fehlen, und das Ganze erinnert ein wenig an "Moulin Rouge" aus dem Jahr 2001, nur dass die Farben der Band entsprechend sind. Was ist mehr Y2K als "Lady Marmelade"?
🔸 FLO MILLI
Flo Milli ist eine aufsteigende Hip-Hop-Künstlerin. Ich sage dir, die wird im Rap-Game irgendwann total groß rauskommen, und das Talent hat sie dafür. Flo Milli ist real und wechselt ihr Erscheinungsbild ständig. Als Grande Dame im Hip-Hop ist sie gerne etwas drüber, und das macht den Charme aus. Im mit Klunkern behangenen "Lady-Boss-Bitch"-Outfit macht sie eine genauso gute Figur wie mit ihren modernen, bunten und verrückten Looks à la Doja Cat, wenn sie zum Beispiel mit "Dora"-Backpack durch die Gegend hüpft.
Auf dem Coachella springt auch sie auf den "Y2K-Zug" auf und fährt freudig mit. Batik, Denim, Faltenrock, lilafarbene Perücke und ab geht die Reise zurück in die 2000er Jahre. Poppig, frech und fierce!
🔸 KALI UCHIS
Wie es aussieht, haben sich die Artistinnen dieses Jahr abgesprochen, bevor es auf die Bühne ging. Mitunter die Latin-Sängerin Kali Uchis mit ihrer betörenden, engelsgleichen Stimme taucht auf im all-over Jeans-Look. Faltenrock, Crop-Top, das an eine Korsage erinnert, Ledergürtel und Overknees. Alles in Denim und alles richtig cool.
🔸 BECKY G
Die Latin-Sängerin Becky G ist die nächste, die mit Denim von oben bis unten auffährt, und das wahlweise in Pink oder Blau. Sie trägt BH, Cowboy-Hut, very Low-Waist-Pants und ist die gesuchte Übeltäterin, die in der Rubrik "Y2K" weiter oben im Text genannt wird, und die den G-String deutlich sichtbar nach außen trägt. Mehr Y2K als ein hervorblitzender G-String geht nicht.
🔸 CHARLI XCX
Charli XCX zieht ihr eigenes Ding durch und erscheint auf der Bühne in schwarzer Lederkluft. Body, lange Handschuhe, Overknees und alles davon mit Nieten besetzt. Damit entspricht sich zwar nicht gesondert einem der Festival-Trends 2023, die in diesem Text erwähnt werden, aber hot ist der Look allemal und sowieso wie gemacht für die Festival-Stage.
Abseits der Bühne sieht die Sache anders aus, wenn Charli XCX sich sehr wohl dem Y2K-Style verschreibt. Im mintgrünen Bodycon-Dress mit pinken Zebra-Overknees etwa oder im neongrünen Bikini mit Faltenrock und bunten Haarsträhnen.